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Die Claas Relotius Affäre, Fake Internet und ein Jahr papabogner

Es ist kompliziert.

Spannend, wie manchmal plötzlich alles zusammenpasst. Während im deutschsprachigen Raum mit der SPIEGEL-Relotius-Affäre der größte Skandal seit den gefälschten Hitler-Tagebüchern aufgetaucht ist und auch Österreich mit Menasse einen kleinen Ableger davon hat, erscheint am 24. Dezember einer der spannendsten Artikel des Jahres wieder einmal im New York Magazine"How much of the Internet is fake?"

Denn obwohl vom groß angekündigten Deepfake-Hype nicht viel zu sehen war (oder wir es einfach nicht gemerkt haben), wurde von Traffic bis zu Influencern so ziemlich alles andere, was im Internet existiert und zu messen ist, gefälscht. Diverse Stimmen wie Ex-Reddit-CEO Ellen Pao unterstützen diese Einschätzung.

Der Artikel endet mit einem Appell, diese Entwicklung möglichst bald zurückzudrehen. Aber wenn wir eines aus den vergangenen Jahren gelernt haben, dann, dass es kein Zurück mehr gibt. Und sich die Welt so radikal schnell ändert, dass im Handumdrehen sogar die Disruptoren disrupted werden.

Eins der besten Beispiele dafür ist war die Website Gawker und dessen damaliger Boss Nick Denton, der in einem Profile im New Yorker von 2010 sagte:

“I think people are sort of waking up to it now, how probably the biggest change in Internet media isn’t the immediacy of it, or the low costs, but the measurability. Which is actually terrifying if you’re a traditional journalist, and used to pushing what people ought to like, or what you think they ought to like." – Nick Denton, Gawker Media

Acht Jahre und ein Hulk-Hogan-Sex-Video später erinnert sich an Gawker niemand mehr und von „measurablility“ kann auch keine Rede sein… Von der Autoindustrie über die Kommunikation und die Charts bis hin zum Gaming ändert sich die Welt so schnell wie noch nie zuvor. Rückblickend kann man sagen, dass weder die Richtung noch die Impulsgeber auch nur ansatzweise vorhersehbar waren. Und es ist davon auszugehen, dass das so ziemlich die einzige fixe Konstante für die kommenden Jahre sein wird: Veränderung.

Es ist ganz einfach.

Diese Entwicklung ist Teil der Gründungsidee von papabogner:
In einer Welt, deren prägendste Eigenschaft der permanente und immer schneller werdende Wandel ist, stellen Größe, Legacy und Etablierung keine Vorteile mehr dar.

Wenn niemand weiß, wohin die Reise geht, zählen vor allem Flexibilität und der Wunsch, Dinge auszuprobieren. Am besten ohne Angst vor dem Scheitern. Oder, wie die Rote Königin aus Alice im Wunderland sagt:

„Hierzulande musst du so schnell rennen, wie du kannst, nur um an Ort und Stelle zu bleiben."

In diesem Sinne wünschen wir allen Leserinnen und Lesern viel Erfolg und vor allem viel Spass mit dem spannendsten Jahr aller Zeiten.

Philipp Papapostolu

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